Ja, jetzt ist ja was los im Land: Kommunalwahl. War jemand da? Die Wahlbeteiligung lag bei 58 Prozent. Kommunen interessieren wohl nicht so... Dabei wird da am ehesten Politik gemacht, die uns fast immer direkt was angeht. Das Geraune ist natürlich groß: die AfD hat ihr Ergebnis fast verdreifacht und "bereitet jetzt Sorgen". In Gelsenkirchen haben die 29 Prozent geholt, in einer klassischen Arbeiterstadt. Und wie es sich für eine klassische Arbeiterstadt gehört, haben die einen Anteil von Bürgergeldempfängern von 26 Prozent. Mehr als jeder Vierte kann die Last des Alltags nicht ohne Hilfe der Gemeinschaft stemmen. Was noch verwundert? Nun - SPD-Wähler sind fast geschlossen zur AfD gewandert. Gut, die standen praktisch gesehen schon immer für Sozialabbau und Reichtumsanbetung, aber dass man dann auf einmal "gesichert rechtsextrem" als clevere Alternative ansieht - vor allem bei deren Sozial- und Steuerprogramm - scheint auf den ersten Blick nicht verständlich... Es sei denn, man hat vor zwanzig Jahren Volker Pispers zugehört. Zum Thema Wahlen hatte er in seinem damaligen Programm mal erwähnt, was da zur Auswahl steht: "Scheiße in verschiedenen Geschmacksrichtungen". Jetzt eben auch Schlumpfkacke: blaubraun. Ja - der hatte schon damals analysiert, wie es dem Wähler wirklich geht: man kann wählen was man will, man bekommt immer Sozialabbau, Arbeitsverdichtung, Steuerleichterung für die Oberschicht. Das macht man mal zehn Jahre mit. Auch mal zwanzig. Aber irgendwann hat man die Nase voll. Das hat mir mal ein Unternehmer erläutert, der der festen Überzeugung ist, dass hier erstmal alles komplett zusammenbrechen muss, damit es anders werden kann. Womöglich sehen das Millionen anderer ebenso. Schon mal in Gelsenkirchen gewesen? Da macht keiner Urlaub - und freiwillig fährt da auch keiner mehr hin. Ist ist sehr international da. Man kann stundenlang durch die Stadt gehen, ohne ein deutsches Wort zu hören. Ja, ich weiß, das sagt man nicht, weil das ausländerfeindlich klingt. Womöglich versuche ich aber nur zu verstehen, wie sich alte Menschen in dieser Stadt fühlen. Auch von jungen türkischen Frauen habe ich gehört, dass sie im Stadtteil Buer nachts nicht mehr auf die Straße gehen: da herrschen die Libanesen. Kann sich jemand vorstellen, wie es ist, sich fremd in der eigenen Heimat zu fühlen? Einfach mal nach Gelsenkirchen fahren. Gelsenkirchen ist eine der Städte, die man einfach weggeschmissen hat. Die Firmen verlagerten die Produktion ins Ausland - mit Megagewinnen und Unterstützung des Steuerzahlers - und die Menschen durften auf einmal Eigenverantwortung übernehmen und selber ein Stahlwerk gründen. Das schafft man locker mit 55, kaputtem Rücken und Hauptschulabschluss. Es ist so eine Stadt der Zukunft, denn was sie gerade erlebt, steht uns allen bevor: der Niedergang. Heute schon mal Wirtschaftsnachrichten geschaut? Bloß nicht, das versaut einem den ganzen Tag. Die Gewinne der Autobauer haben sich halbiert. Neben dem Maschinenbau war das mal unsere Vorzeigebranche. Die legale Umgehung von Erbschaftssteuer kostet uns Milliarden, die überall fehlen. Frankreich - unser großer Partner in der EU - wird von den Ratingagenturen herabgestuft. Das wird auch für uns teuer. Und ganz toll: immer mehr Deutsche müssen Schulden machen um... Nahrungsmittel zu kaufen. Ja, ESSEN. Geht nur noch auf Pump. Konkrete Zahlen dazu findet man bei Wiwo: Mehr als die Hälfte der Deutschen unter fünfzig muss für Alltagsausgaben Kredite aufnehmen. Wahnsinn, oder? 60 Prozent der 18-29-jährigen kommen mit dem Geld nicht aus, 36 Prozent von ihnen brauchen Hilfe beim alltäglichen Bedarf. Ja, ihr jungen Dinger: da ist jetzt mal Zeit, ein gutes Wort für die "Boomer" einzulegen, denn... Ohne die regelmäßigen Scheinchen von Opa und Oma wäre die Armut in diesem Land noch unerträglicher. Und wie regiert die Politik darauf? "Wir leben im besten Deutschland aller Zeiten". Und wer dem widerspricht, wird wegen "Deligitimation des Staates" Verdachtsfall für den Verfassungsschutz. Noch Fragen? Man muss sich etwas näher mit den Braun-blauen beschäftigen bis man auf die Strukturen stößt, die niemals wieder in diesem Land Regierungsmacht erlangen dürfen. Wer hat schon Zeit und Lust dazu. Ausländer, Konservative, Wertemenschen - alle haben den Laden schon verlassen, weil sie der braunen Jauche begegnet sind. Das kann auch jeder wissen, aber - liebe Politik - es kann auch sein, dass das allen völlig egal ist, dass man dieses ganze verfilzte korrupte System von Vetternwirtschaft und folgenlosen Maskendeals einfach... Untergehen lassen will, egal was noch kommt. Da droht der Tod? Der Tod ist nur für Reiche schlimm: sie verlieren dort alles, was sie zusammengerafft oder geerbt haben. Arme... Verlieren dort endgültig und ganz sicher ihre Armut, ihre Entwürdigung, ihre Beschämung, ihre Diskriminierung. Schon mal überlegt, wie man sich fühlt, wenn man nach dreißig Arbeitsjahren feststellt, dass die Firma, die man mit aufgebaut hat. Nach Rumänien geht - oder nach China - und man selber "Bürgergeld" bekommt... Genau so viel wie Mohammed aus Senegal, der erst seit letzter Woche hier ist und von dem Geld am liebsten sofort ein Kalifat einrichten möchte, wo Frauen erstmal lernen, wie man sich ordentlich kleidet? Ja, ich weiß: das ist überspitzt formuliert. Und womöglich sehe ich das ja falsch, wenn ich versuche, die Menschen in Gelsenkirchen - und anderswo - zu verstehen. Klar, die hätten auch links wählen können, aber: das ist hier seit Helmut Schmidt verboten. Links ist superpfui, extremistisch, ekelig und verboten. Als alter Nazi Chefarzt oder Richter werden, das war ok, aber als Kommunist Lehrer werden - da musste die Staatsgewalt eingreifen. Mit Berufsverboten. Also wählt man mangels Alternative eben stramm rechts. Hauptsache, die alten Säcke und ihre Seilschaften verschwinden. Und wenn es das eigene Leben kostet: egal. Was hat man schon zu verlieren, wo schon die eigene Heimat... Immer fremder wirkt, wenn man nicht gerade in den Speckgürteln der Vorstädte Schutz gefunden hat. Oder?
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