Wir hatten ja gestern hier noch eine kleine Debatte über Begriffe. Für manche sicher alberne Wortklauberei - für mich ein kleiner Teil des neoliberalen Krieges der Worte, der unsere ethisch-moralische Gesinnung langsam auflöst und in ungenießbaren Brei verwandelt. Mitleid oder Mitgefühle - das war die Frage. Nun - ich sehe da wie Wortwurzeln - Leid tut immer weh, Gefühle können auch positiv sein. Leid zwingt mich zu sofortigem Handeln - wie bei Schmerzen - Gefühl... Kann man auch genießen. Das ist ja gerade der Kern des Mitleides, wie es Arthur Schopenhauer definierte: man spürt das Leid des anderen so sehr, als wäre es das eigene - und handelt umgehend. Fühlt man nur das Leid des anderen, wäre es ein mehr rationaler Akt des Verstehens - der auch nicht unwichtig ist, aber halt nicht so reinhaut wie Mitleid. Nicht umsonst meinte Nietzsche, dass Leid durch Mitleid nur ansteckend wird - womit er recht hat, aber es sich auch sehr bequem macht. Der Krieg der Worte hat viel möglich gemacht - deshalb ist er wichtig. Bundeswehreinsätze im Ausland - oder im Inneren, Debatten über Zwangsimpfungen, Abriss des Sozialstaates: all jenen Entwicklungen gingen Kriege der Worte voraus, die wir als offene Gesellschaft verloren haben. Aber nehmen wir ein aktuelleres Beispiel: Glück. Jeder von uns hat gleich Bilder im Kopf: die Weihnachtsfeier mit der eigenen Kinderschar, die Geburt derselben, der Sonnenuntergang mit der oder dem Liebsten am Strand, das gelungene eigenen Konzert - oder auch generell endlich "Sinn" im eigenen Leben gefunden zu haben (siehe zur beglückenden Kraft des "Sinns": Viktor Frankl). Seit 3000 Jahren wird nach Glück geforscht, darüber nachgedacht, es ausgelotet - jetzt aber hat der Duden, unser oberstes Sprachorgan, einfach mal nebenbei entschieden was Glück ist:"angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat". Zum Beispiel in den Besitz von Frauen im Bordell. Oder Kindern. Aber auch: das neue E-Auto. Die Vorstadtvilla. Die Rolex mit Diamanten. Was für einUnterschied zum Glücksbegriff der griechischen Philosophie, die noch denken durfte, dass der glückliche Mensch den Göttern am Nächsten ist - und ganz wenig materielles braucht. Diogenes reichte ein Faß - und Sonne. Wohin die Reise geht, beschrieb Frank Schirrmacher ganz gut in seinem Werk Ego: Militärs und Wissenschaftler erziehen uns zu egomanen Konsumzombies - und hören auch 2023 nicht auf damit. Die neoliberale Querfront der Ausbeuter weicht die Sprache ständig auf, um uns schwach zu machen, um solidarisches Handeln durch Mitgefühl vom Sofa aus zu ersetzen. Die Sprache formt unser Denken, das Denken unsere Entscheidungen, die Entscheidungen bestimmen das Handeln - also macht es viel Sinn, die Sprache - wie 1984 - umzubauen. Langsam. Sanft, Fast unmerklich. Die Folgen werden wir sehen, wenn die Endlösung der Rentnerfrage diskutiert wird - und das humane Frühableben zwar Mitgefühl erregt... Aber als Sachzwang akzeptiert wird. Zu dunkel gedacht? Einfach mal schauen, wie verroht die Gesellschaft seit dem Jahr 2000 geworden ist. Inzwischen sind ein Drittel der Männer wieder soweit, dass sie das Schlagen von Frauen für völlig ok halten - willkommen im Neandertal. Obwohl die sozialer gewesen sein sollen als wir - und intelligenter. Und darum bin ich so pingelig mit Begriffen. Die transportieren halt Inhalte die unser Sein direkt bestimmen. Oder nervt das jetzt zu sehr?
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